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„Das bleibt sofort im Ohr“
Gerade veröffentlicht, schon im neuen CD-Tipp: „–“ (Subtract)
„Handgemachte Musik ohne viel Schnickschnack oder Brimborium“ – das macht das neue Album von Ed Sheeran aus, schreibt Jörg Honsel.
© Jörg Backhaus
Ed Sheeran hat sein fünftes Album veröffentlicht. Das sei „zum Großteil ernsthaft und düster“ – wohl auch wegen vieler persönlicher Schicksalsschläge des Superstars, vermutet unser Fachmann.
Liebe Musikfreunde! Ich bin mir fast zu 100 Prozent sicher: Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist die am letzten Freitag veröffentlichte CD von Ed Sheeran „–“ (Subtract) direkt auf Platz eins der offiziellen deutschen Album-Charts gelandet. Und das wäre keine große Überraschung. Schließlich landete auch sein Vorgängeralbum „=“ (Equals) aus dem Jahr 2021 direkt nach Erscheinen auf Rang eins.
Damit hätte Ed Sheeran zum vierten Mal (von fünf Silberlingen seit 2011) die Spitze der Album-Charts erobert. Weltweit konnte er bisher rund 150 Millionen Tonträger verkaufen. Seine erfolgreichste Veröffentlichung ist die Single „Shape of you“ (2017), die mehr als 40 Millionen Mal verkauft wurde. Mit seinem neuen Silberling endet die „Mathematical-Album-Ära“, die alle nach mathematischen Zeichen (+, -, x, ÷, =) benannt wurden.
Gemeinsam mit Co-Songwriter und Co-Produzent Aaron Dessner von der Band „The National“ hat er seit Februar letzten Jahres über 30 Songs geschrieben. Davon haben es 14 auf die normale CD geschafft. Auf der „Deluxe“-Ausgabe sind vier weitere Stücke enthalten.
Wer von Ed Sheeran wieder Popsongs wie „Shape of you“ „Bad Habits“ oder „Shivers“ erwartet, wird enttäuscht sein. Das Album ist zum Großteil ernsthaft und düster. Er hat es anscheinend nicht für Fans geschrieben, sondern allein für sich selbst. Die Trauer, Nachdenklichkeit und Schwere, die Ed Sheerans Leben seit dem letzten Jahr bestimmen, hört man hier deutlich: Im Februar 2022 erfuhr er, dass bei seiner im sechsten Monat schwangeren Frau ein Tumor festgestellt wurde, der erst nach der Geburt behandelt werden konnte. Nur Wochen später starb im Alter von 31 Jahren völlig überraschend der beste Freund des Sängers, Jamal Edwards. Hinzu kam der Prozess um Plagiatsvorwürfe zu seinem Song „Thinking Out Loud“. Diesen hat er übrigens Anfang Mai gewonnen.
Gleich bei der neuen Single „Boat“ hört man sofort, wohin die musikalische Reise geht. Es sind nur die Stimme von Ed Sheeran, seine Akustik-Gitarre und ein paar Streicher im Hintergrund zu hören. Und das setzt sich bei „Salt Water“ fort. Hier kommen lediglich zusätzlich ein Chor und ein Schlagzeug sehr leise zum Einsatz. „Eyes Closed“ kennt man als Vorabsingle aus dem Radio. Die Melodie, der Refrain, die Hooks – das alles bleibt sofort im Ohr hängen. Das ist der Ed Sheeran, wie man ihn in den letzten Jahren kennengelernt und womit er Riesenerfolge erzielt hat. Ist das nur ein Ausrutscher?
„Life goes on“ macht da weiter, wo die ersten beiden Lieder aufgehört haben. Hier geht es um die Trauerphase nach dem Tod von Jamal Edwards, die für ihn nie ganz abgeschlossen ist. „Curtains“ ist der nächste Ausrutscher. Zwar nicht ganz so eingängig wie „Eyes Closed“ aber mit erhöhtem Tempo und aufmunternder. Bei „Moving on“ geht Ed Sheeran mit der Stimmlage in für ihn grenzwertige Höhen – aber: Er meistert sie!
Abschließend kann ich sagen, dass Ed Sheeran mit diesem Album zu seinen ursprünglichen Singer-Songwriter-Wurzeln zurückgekehrt ist: Man bekommt tolle handgemachte Musik zu hören – ohne viel Schnickschnack oder Brimborium.
Und jetzt können Sie ja mal nachsehen, ob die CD tatsächlich, wie von mir vorhergesagt, auf Platz eins der offiziellen deutschen Album-Charts gelandet ist.
Schönes Reinhören
wünscht Ihnen
wie immer
Ihr Jörg Honsel