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Sprache ist ein Geschenk

Sprache als Basis für ein friedliches Zusammenleben

Donnerstag, 2. März 2023 - 10:25 Uhr

von Stefanie Himmelberg

Mehrsprachigkeit ist ein „Schatz“, hieß es im Rahmen einer Talkrunde. Die Teilnehmer warben für den herkunftssprachlichen Unterricht.

© Stadt Bocholt

Auf dem Podium saßen Juan Lopez Casanava, Teuta Dervishi, Dr. Isabelle Mathe, Prof. Dr. Anja Wildemann und Thomas Kerkhoff (von links).

Bocholt (ste). Mehrere Sprachen verstehen und sprechen können, ist ein „Schatz“, den es zu fördern gilt. Darin waren sich die Teilnehmer einer Diskussionsrunde einig, die zum „Tag der Muttersprache“ im Textilwerk stattfand. Mehr als 80 Gäste waren der Einladung von Bürgermeister Thomas Kerkhoff und Juan Lopez Casanava, Vorsitzender des Bocholter Integrationsrates, gefolgt.

Der Arbeitskreis „Ankommen und Bleiben“ hatte die Idee einer solchen Veranstaltung entwickelt, um vor allem die Bedeutung des so genannten herkunftssprachlichen Unterrichts für die Entwicklung von Kindern mit internationaler Familiengeschichte herauszuheben. „Wir haben neben allen Bocholter Schulen auch die Kindergärten und den Rat eingeladen, um sie für das Thema weiter zu sensibilisieren“, sagte Bruno Wansing, Integrationsbeauftragter der Stadt Bocholt, der die Veranstaltung gemeinsam mit dem Arbeitskreis und der Volkshochschule Bocholt-Rhede-Isselburg organisiert hat.

„Wir sind hier so was von multikulturell besetzt, das finde ich toll“, sagte Kerkhoff. „Wenn Kolleginnen und Kollegen mehrere Sprachen sprechen, hilft uns das in dieser schnelllebigen Welt natürlich weiter“, führte er aus und kündigte an, dass er die Sprachkompetenz in der Stadtverwaltung ermitteln wolle. „Das werden wir mit einem Projekt an der Hochschule für Polizei und Öffentliche Verwaltung Münster in Angriff nehmen.“

Die Podiumsmitglieder Juan Lopez Casanava, Dr. Isabelle Mathe, Prof. Dr. Anja Wildemann und Teuta Dervishi brachten ihre eigene Sicht auf das Thema Muttersprache/Mehrsprachigkeit vor. Während Casanava die Potenziale der Mehrsprachigkeit nutzen und nicht über Defizite sprechen wollte, ist für Dr. Isabelle Mathe die Mehrsprachigkeit eine Herzensangelegenheit: „Sprache ist die Basis für Kommunikation und ein friedliches Zusammenleben, ich wünsche mir Kommunikation, Mehrsprachigkeit, Austausch.“ Prof. Dr. Anja Wildemann wünschte sich, dass sich die Lehrkräfte trauen, Sprachen im Unterricht zu nutzen. „Davon profitieren sowohl die Ein- als auch die Mehrsprachigen.“ Albanisch-Lehrerin Teuta Dervishi liegt die Muttersprache ebenfalls am Herzen. „Ich bringe den Kindern ihre Muttersprache bei, da geht es mir um Wertschätzung und Bereicherung.“

Die anschließende Diskussion nannten die Veranstalter „offen, provokant und auch emotional“. Kritisiert wurde, dass die Note im herkunftsprachlichen Unterricht auf dem Zeugnis unter „Bemerkungen“ auftauche und nicht als eigenständige Note. Zudem gebe es diesen Unterricht nicht für alle Nationalitäten. Jan-Bernd Lepping, Leiter des Euregio-Gymnasiums, forderte, offensiver dafür zu werben, dass auch Menschen mit internationaler Familiengeschichte den Beruf des Lehrers ergreifen.