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Von Hand veredelt
Pralinenbote startet eigene Konfektproduktion und Werksverkauf
Der Versandhändler Pralinenbote aus Rhede ist in die Konfektproduktion eingestiegen. Im Zuge des Umbaus entstand am Voßkamp 1 zudem ein Werksverkauf.
© Christian Giese
Am Fließband dekorieren (v. li.) Denise Wallat, Verena Kamperschroer und Maria Jäger Haselnuss-Crêpe-Pralinen.
Das Weihnachtsgeschäft beim Pralinenboten in Rhede läuft auf Hochtouren. Anders als in den Vorjahren bestückt das rund 50-köpfige Team die Schachteln und Tüten jetzt auch mit selbst hergestelltem Konfekt. Etwa jede zweite Praline stamme aus eigener Produktion, sagt Inhaber Frank Große-Vehne.
Seinem Konzept aber bleibt das Unternehmen treu; in jeder Schachtel steckt eine Genussreise quer durch die Bundesrepublik. Dazu stellen die Rheder Pralinen von erlesenen Chocolatiers aus Deutschland zusammen, die sich auf Wunsch auch im Abo bestellen oder verschenken lassen.
Gestiegene Einkaufspreise bewogen Große Vehne dazu, eine eigene Produktionslinie aufzubauen. Der 49-Jährige stellte dafür im März drei Chocolatiers ein, denen er das Umbauprojekt in die Hände legte. Verena Kamperschroer leitet die Produktion. Sie ist gelernte Konditorin und Lebensmitteltechnikerin. Mit Maria Jäger und Denise Wallat stehen ihr zwei ebenfalls erfahrene Fachkräfte zur Seite.
Das Dreiergespann baute die gesamte Abteilung samt Hygieneschleuse, Küche und Produktionsbereich auf, fand in Italien passende Gerätschaften und feilte an eigenen Pralinen, Schokoladentafeln und Reliefs. „Wir sind mit kleinen Schüsseln und Rührwerkzeug in der Personalküche angefangen“, erzählt Verena Kamperschroer. Das Ziel: den Geschmack der Verbraucher treffen. Hier setzten sie auf Erfahrungswerte und eigene Recherche. Bis heute entwickelten die Schoko-Profis rund 40 Geheimrezepte.
Auch das Platzproblem war schnell gelöst: Der Anfang 2021 bezogene Neubau am Voßkamp 1 bot die Option, die Nutzfläche innerhalb der Werksmauern zu erweitern – um 300 auf rund 1500 Quadratmeter. „Im Versand lag die Deckenhöhe bei sieben Metern. Das war unnötig“, sagt Große-Vehne. So entwarf der Architekt eine zusätzliche Etage, die jetzt in Form einer Zwischenbühne die Produktionsstätte beherbergt.
Im Zuge des Umbaus entstand im Erdgeschoss der Werksverkauf. Dafür schloss Frank Große-Vehne das Geschäft an der Münsterstraße in Bocholt. „Die Parkplatzsituation hat sich dort immer weiter verschärft“, sagt er. Am Voßkamp versetzten die Handwerker Wände und schnitten für die Eingangsschiebetür ein Loch in die Außenwand. Der neue Boden bekam eine Fußbodenheizung, die den Raum im Winter wärmt und im Sommer kühlt. Die Einrichtung übernahm das Unternehmen nahezu vollständig aus dem früheren Geschäft. Neu ist die sieben Meter lange Frischetheke. Hier können Kunden ihre Lieblingssorten nach eigenen Wünschen zusammenstellen.
Anfang des Jahres hatte der Inhaber den Bauantrag eingereicht, im Mai packten die Handwerker ihre Werkzeuge am Voßkamp aus. Auch Frank Große-Vehne selbst schlüpfte – wie schon beim Neubau – zeitweise in den Blaumann. „Es waren lange Tage und oft gab es eine Sechs-Tage-Woche, aber es hat sich gelohnt“, sagt der Inhaber, dessen Team ebenfalls tatkräftig mit anpackte. „Es hat alles wie am Schnürchen geklappt“, freut sich der 49-Jährige und richtet sein Lob auch an die am Projekt beteiligten Unternehmen. Die Gewerke hätten „schön ineinander gespielt“.
Bald liegen die ersten selbst hergestellten Pralinen unter den Weihnachtsbäumen der Kunden. Und Frank Große-Vehne hat noch einen weiteren Geschenketipp parat: Pralinen-Tastings. Die bieten die Schokoprofis sowohl in der eigenen Lounge am Voßkamp an als auch beim Kunden zu Hause.